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Giovanni Adornetto (links) und Marco Gadola

Die Zeiten von Top-Down sind vorbei

Referent Marco Gadola (im Bild rechts) unterstrich es im Auditorium des HDW mehrmals: «Die Welt dreht sich schneller, alte Management-Systeme haben ausgedient. Führung heute heisst, das Potenzial von Mitarbeitenden abrufen.» Der Mann weiss, wovon er spricht. Er ist VR-Präsident von DKSH, WS Audiology und Medartis AG, Vizepräsident des Verwaltungsrats der MCH Group AG sowie Mitglied des Verwaltungsrats der Straumann Group AG. Und das äusserst erfolgreich. Seine Botschaft lautet: Die Unternehmenskultur ist der entscheidende Baustein für den Unternehmenserfolg. Sie ist die Software eines Unternehmens, das Betriebssystem, aus dem sich alles andere ergibt.

Gadola machte am ersten Arbeitgeber Zmorge des Jahres am 31. Mai mehr als deutlich, dass ein Wandel eingesetzt hat. Die Zeiten, in denen mit Top-Down-Führungsstil nachhaltig hervorragende Geschäftsergebnisse erzielt werden konnten, sind vorbei. «Mitarbeitende sind nicht Erfüllungsgehilfen für Vorgesetzte», sagte er. Um dies zu verdeutlichen, zitierte er Steve Jobs (CEO Apple), der einst gesagt hat: «Es macht keinen Sinn, kluge Leute einzustellen und ihnen dann zu sagen, was sie tun sollen. Wir stellen kluge Leute ein, damit sie uns sagen können, was wir tun sollen.»

Ein wesentlicher Aspekt des Referats war die psychologische Sicherheit. Sie erlaube Menschen in Unternehmen, sich aus der Komfortzone zu bewegen, sich zu entfalten, aktiv zum Unternehmenserfolg beizutragen und dadurch gemeinsam bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen, so Gadola. Sie sei auch wesentlich, um innovativ zu sein. Ein psychologisch sicheres Umfeld zu schaffen, sei ein Muss für jede Führungspersönlichkeit.

Gadola kam danach auf die transaktionale und die transformationale Führung zu sprechen. Bei der transaktionalen Führung macht der Mitarbeiter das, was der Vorgesetzte von ihm erwartet. Gadola: «Das ist alte Schule. Diese Zeiten sind vorbei, das ist Verschwendung von Potenzial. Wer heute schnell und agil reagieren will, macht das mit motivierten Mitarbeitenden, die selbstständig Entscheidungen treffen.»

Basis dafür sei die genannte psychologische Sicherheit. Das heisst, dass sich Mitarbeitende sicher fühlen dürfen, Entscheidungen zu treffen und Dinge zu hinterfragen. «Wenn man den Status quo nicht in Frage stellen darf, optimiert man mit der Zeit zwar den Status quo – aber man kommt nicht weiter», führte Marco Gadola weiter aus. Zudem seien Empathie und Verletzbarkeit die Merkmale moderner und erfolgreicher Führung und die wesentlichen Treiber von psychologischer Sicherheit.

Giovanni Adornetto, Geschäftsführer Basel von Grass & Partner, bestätigte in seinem Referat die Ausführungen von Marco Gadola und zeigte weitere Facetten der Unternehmenskultur auf. Notabene in einer Welt, die sich immer rascher dreht. Adornetto führte zur Veranschaulichung der schnellen und radikalen Veränderungen unter anderem das VUCA-Modell an. Diese beschreibt die Veränderungen der heutigen Welt. Das Wort VUCA als Akronym steht für volatility (Volatilität), uncertainty (Ungewissheit), complexity (Komplexität) und ambiguity (Ambiguität).

Adornetto ging auch auf die aktuellen Trends am Schweizer Arbeitsmarkt ein. Weniger Verbundenheit zum Arbeitgeber als Risiko, direkte Vorgesetzte als Gewinner durch gute Führung in anspruchsvollen Situationen (Covid) oder Erfolg durch Einbezug ergibt Win-Win-Situationen. Adornetto betonte auch, dass sich der Jobmarkt von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt hat. Dass die transaktionale Führung ein Auslaufmodell ist, wurde auch bei den Ausführungen des Outplacement-Profis deutlich. Er legte eindrücklich dar, welche Vorteile die transformationelle Führung für ein Unternehmen hat. «Führung heisst nicht, der oder die Beste zu sein. Führung heisst, ausnahmslos alle Mitarbeitenden besser zu machen.»

Es war eine sehr gehaltvolle Veranstaltung mit zwei sehr spannenden Referenten, die Perspektiven und Handlungsfelder aufzeigten. Und ihre Worte unterstrichen, weshalb die Unternehmenskultur in jeder erfolgsorientierten Organisation an Bedeutung gewinnen muss. Gerade in der jetzigen Zeit des raschen Wandels.

Nach den Referaten gab es im voll besetzten Auditorium ein ausgiebiges und feines Frühstück.